Es strahlt ein neues Sternchen am Juryhimmel! Eva-Miriam Gerstner, ehemalige Chefin des Designhotels Q!, ergänzt die diesjährige Jury des Gastro-Gründerpreis 2016. Mit viel Gespür für Trends, Design und Architektur hat Eva-Miriam bereits renommierte Kunden wie die Prizeotel Group und TUI Robinson Club beraten. Spätestens seit ihrem Einsatz bei der TV-Sendung “Restaurant Startup” beweist die einst jüngste Hotelchefin Deutschlands, dass sie auch Gastronomieanfänger in die richtigen Bahnen lenken kann. Im Interview mit orderbird verrät Eva-Miriam, wie ihr der Quereinstieg in die Gastronomie und Hotellerie gelang und welche Online-Marketing-Tipps in die Fibel jedes Gastro-Gründers gehören.
Eva-Miriam, eigentlich solltest Du die Apotheke Deiner Eltern übernehmen. Was hat Dich dazu bewegt, in die Hotellerie- und Gastronomiebranche einzusteigen?
Wie das so oft ist im Leben: Es kommt alles anders als geplant. Fakt ist, dass ich schon immer etwas „mit Menschen“ machen und nicht stupide in einem Büro sitzen wollte.
Nachdem ich dann doch den betriebswirtschaftlichen Weg eingeschlagen und das Pharmaziestudium abgebrochen hatte, landete ich irgendwann per Zufall in der Hotellerie.
Mit Deinem Büro Gerstner und in der TV-Show “Restaurant Startup” berätst Du auch Gastro-Gründer. Wie schaffst Du es, die Ideen mancher Gründer zu zügeln? Gibt es ein Rezept für eine erfolgreiche Gründung?
Ideen sollte man nie zügeln. Kreativ zu sein, neue Wege zu gehen, bunte Ideen zu haben – das alles ist Gold wert! Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, diese Ideen zu zügeln, sondern vielmehr darin, an der Seite der Gründer zu stehen, um alle diese Ideen in ein rundes, abgestimmtes Konzept zu gießen. Das ist meine Herausforderung und immer ein wahnsinnig spannender, emotionaler und energiegeladener Prozess.
Um ganz ehrlich zu sein, gibt es kein Patentrezept für eine erfolgreiche Gründung. Natürlich gilt es, Schwerpunkte zu beachten und Fehlern vorzubeugen. Aber die Realität zeigt uns immer wieder, dass die Gastronomie keine Regeln kennt und Projekte und Produkte plötzlich total gehypt werden, obwohl die Chancen dafür minimal waren, beziehungsweise dass wirklich gute Dinge nicht aufgehen, obwohl alles perfekt aufeinander abgestimmt war.
Mein Rat an dieser Stelle: Hängt Euch rein, arbeitet hart für den Erfolg, glaubt an Euch, und dort wo Ihr Wissenslücken habt, holt Euch den Rat von erfahrenen Gastro-Experten.
Was sind Deine Tipps für Gastro-Gründer, um vor der Eröffnung erfolgreich die Werbetrommel zu rühren?
Baut Euch eine Online-Strategie auf! Nutzt Facebook, Instagram, Pinterest etc., schreibt einen Blog, nutzt bestehende Blogs und die Blogs und City Magazine Eurer Stadt. Lasst die Menschen da draußen am Entstehungsprozess teilhaben, macht sie neugierig, informiert Eure zukünftigen Gäste und steigert die Spannung bis hin zur Eröffnung. Das ist viel Arbeit; Regelmäßigkeit ist sehr wichtig, lohnt sich aber letztlich, da die Reichweiten relativ hoch sind.
“Die Realität zeigt uns immer wieder, dass die Gastronomie keine Regeln kennt. Plötzlich werden Projekte und Produkte total gehypt, obwohl die Chancen dafür minimal waren!” – Eva-Miriam Gerstner
Wie können Gastro-Gründer langfristig von sich reden machen?
Letztlich muss das Produkt stimmen; also in der Gesamtsumme. Ein Gastro-Projekt besteht immer aus unterschiedlichen Säulen und diese müssen alle perfekt aufeinander abgestimmt sein.
Das heißt nicht, dass man in allen Bereichen perfekt sein muss, aber je ehrlicher, sympathischer und nachhaltiger Gründer auftreten, desto glaubhafter können sie auch die Gäste von sich überzeugen.
Das beste Food-Produkt hilft einem nicht weiter, wenn der Service nicht stimmt, die Location nicht ansprechend ist und/oder sich das Ganze nicht rechnet.
Als ehemals jüngste und bekannteste Hotelchefin Deutschlands musstest Du Dich sicher oft durchsetzen. Was rätst Du Gründern, um sich gegenüber Behörden, Bankern und ihrem Personal zu behaupten?
Bleibt standhaft und selbstbewusst, setzt Euch durch und seid bereit dazuzulernen! Glaubt an Euch und Eure Vision! Geht Euren eigenen Weg, aber verschließt Euch nicht gegenüber der Meinung von anderen. Wägt ab, denkt nach und findet Euren eigenen Weg!
Wenn man an einer gewissen Stelle scheitert, heißt das nicht, dass das gesamte Projekt gescheitert ist, sondern dass man eventuell einen Plan B herbeirufen muss. Man sollte seiner Vision immer treu bleiben, aber auch bereit sein, die Vision den Gegebenheiten anzupassen.
Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, aber nicht um aufzugeben, sondern um Anlauf zu nehmen.
“Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, Ideen zu zügeln, sondern vielmehr darin, an der Seite der Gründer zu stehen, um alle diese Ideen in ein rundes, abgestimmtes Konzept zu gießen.” – Eva-Miriam Gerstner
Brad Pitt, Angelina Jolie und Jodie Foster – sie alle waren bei Dir zu Gast. Wie geht ein Gastgeber am besten mit prominenten oder speziellen Gästen um?
Letztlich muss man sagen: je prominenter die Gäste, desto einfacher sind sie zu handeln. Man sollte versuchen nett und freundlich zu sein, aber natürlich nicht kumpelhaft.
Selbstverständlich ist jeder Gast ein König, aber eventuell kann man noch eine Schippe drauflegen, wenn Megan Fox oder Robert Pattinson am Tisch sitzen (lacht)!
Wie überzeugt Dich ein Gründer von seinem Konzept?
Mit Herz, Leidenschaft, einer klaren Vision und guten Grundkenntnissen beziehungsweise den richtigen Fragen. Und letztlich mit Qualität und einer „stunning food experience“!
Ihr habt Lust, Eva-Miriam mit Euren Geschäftsideen und Eurer kulinarischer Finesse zu überzeugen? Dann bewerbt Euch jetzt beim Gastro-Gründerpreis!